Zaha Hadid

Eine Vordenkerin des Dekonstruktivismus - Zaha Hadid

Lange war sie die einzige Frau unter den berühmten Star-Architekten. Und beinahe wäre sie in die Geschichte eingegangen, als geniale Architektin, die niemals gebaut hat. Ihre Entwürfe galten als zu teuer, zu extravagant und zu kühn. Doch sie hat gebaut. Nun ist Zaha Hadid unerwartet mit 65 Jahren gestorben. Ein Nachruf auf die wegweisende Architektin.

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Zaha Hadid wurde berühmt durch ihren fließenden Baustil. Dabei entwarf sie noch viel mehr: Möbel, Geschirr, Weinflaschen, Besteck sowie den Prototyp eines Autos. Groß geworden ist sie als Dekonstruktivistin, die mit messerscharfen Kanten und Winkeln experimentierte. Später wurde ihre Formensprache dann immer weicher. Spektakulär anzusehen ist das Wissenschaftscenter phaeno, welches wie ein Raumschiff auf einem Platz in Wolfsburg landet. In dem Gebäude können Kinder und Jugendliche sich den technischen Phänomenen nähern. Oder das von ihr entworfene Museum für moderne Kunst MAXXI in Rom sowie das BMW-Werk in Leipzig, welches 2005 den Deutschen Architektenpreis gewann, zeugen von eleganten Schwüngen und überraschenden Raumerfahrungen. 2004 und 2009 gewann Zaha Hadid die beiden wichtigsten Preise der internationalen Architekturwelt: den Pritzker-Preis und den Praemium Imperiale. Diese Auszeichnungen ermöglichten es ihr, über die bis dahin andauernden Stereotypisierungen hinweg zu sehen. Damals sagte sie sehr oft in Interviews: „Die Architektur ist ein sehr männliches Gewerbe. Die meisten Bauherren sind Männer, und die meisten von ihnen haben Schwierigkeiten damit, dass ich eine Frau bin. Man ist herablassend, weil ich so bin, wie ich bin.“

Zaha Hadid entstammte einer reichen Familie aus dem Irak, die mit Handel und industriellen Investitionen viel Geld verdient hatten. Schon als Kind entwarf sie ihr eigenes Kinderzimmer neu, welches dann von einem Tischler als Vorlage für viele weitere Kinderzimmer in Bagdad nachgebaut wurde. Anfang der 70er Jahre studierte sie zunächst Mathematik an der University of Beirut. Danach emigrierte sie nach Großbritannien, wo sie Architektur an der Architectural Association School in London studierte. In London eröffnete sie dann auch ihr eigenes Architekturbüro. Nach vielen Preisen für ihre Entwürfe, jedoch keine baulichen Umsetzungen, konnte sie 1993 dann ihren ersten Entwurf umsetzen: das Feuerwehrhaus des Vitra-Werks in Weil am Rhein. Und so begann die große Karriere der exzentrischen Skulpteurin in Deutschland. Mit hiesigen Bauten stieg sie zum Weltstar auf. In den vergangenen Jahren baute sie vor allem außerhalb Europas, viel in Asien und den USA, so das Rosenthal Center for Contemporary Art in Cincinnati, das Opera House in Guangzhou und den Innovation Tower in Hongkong. Auch Sportanlagen entwarf sie: Die anmutig anzusehende Bergisel-Schanze bei Innsbruck oder das Schwimmstadion für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London sind von der Star-Architektin entworfen.

Nun starb Zaha Hadid im Alter von 65 Jahren in Miami, Florida nach einer Bronchitis an Herzversagen. Ihre Gebäude werden bleiben.